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presse: gerd kannegieser - 'kannegieser packt aus'

vorschau    pressebericht

2017  
  Sonntag, 26.02.2017, 10:30, Kulturkneipe Häberlen
Eintritt:
gegen Spende
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Rundschau Gaildorf, 01.03.2017, Brigitte Hoffmann

 

Gerd KannegieserEwiger Frieden im "Pilsstübsche“

Kabarett: Zum Weißwurstfrühstück im Häberlen serviert die Gaildorfer Kulturschmiede einmal mehr das Pfälzer Original Gerd Kannegieser.

 

Frauen sind sprachbegabter als Männer. Sie fange’ früher an – und höre später uff.“ Das ist nur eine der abgesonderten Weisheiten des Gerd Kannegieser. Er selbst stellt eine rühmliche Ausnahme dar.

In die Kulturkneipe schlappt er kurz nach halb elf am Vormittag rein, legt los und hört - nur unterbrochen durch eine etwa halbstündige Pause - erst kurz vor zwei Uhr wieder auf zu reden. „Kannegieser packt aus“, heißt das Motto - und wie aus dem Maschinengewehr ballert er die Worte heraus. Jeder dritte Satz ist schon die nächste  Pointe. Zwischendurch Luft holen, das muss er anscheinend nicht. Das Publikum dafür umso mehr, weil es sich schier ununterbrochen vor Lachen schüttelt.

 Wohl alle im Raum  finden sich dutzende Male in einem der Wortgefechte, die er zwischendurch auch mit sich selbst führt, wieder. Der Protagonist gewährt Einblicke in seine Gefühlswelt, sein Eheleben – und immer wieder in sein „Pilsstübsche“. „Fritz, noch e Pils“ lautet der Aufdruck auf dem Shirt, mit dem er am Ende der Vorstellung den Saal verlässt.

Zeit, sich umzuziehen, war dem Pfälzer offensichtlich nicht geblieben. In Hawaii-Hemd, Bermuda-Shorts, Tennissocken und Badeschlappen stürmt er auf die kleine Bühne. „Frederico, un altro Pils“, ist auf seinem orangefarbenen Shirt zu lesen. Tags zuvor noch im Urlaub in Rimini habe er mit seiner besseren Hälfte einen Mordskrach bekommen und sei Hals über Kopf abgereist,  so die plausible Erklärung. Und außerdem befinde er sich in Endzeitstimmung.

Dann schnappt er sich eine Person aus dem Publikum - in diesem Fall Reinhold Traub -, um eine Brücke zu den Zuschauern aufzubauen, die er dann auch immer wieder betritt. Zunächst stellt er Betrachtungen über das Smartphone an und beschwert sich über ein Pärchen, das ihn deswegen angerempelt hat, wobei seine „Plastikgugg“ (Plastiktüte) kaputt gegangen ist.
Sein Opa sei früher „noch drei, vier Kilometer geloffe, um sich mit Freunde zu treffe“, heute seien die Freunde im Smartphone. Für Riesengelächter sorgt eine kleine Begebenheit, die exzellent ins Drehbuch des Vormittags passt: Einem Herrn, der am Tresen sitzt, rutschen gleich zwei solcher elektronischer Dinger aus den Hosentaschen.
Die eingebauten Sollbruchstellen in Elektrogeräten, der Flaschenpfandautomat im Supermarkt und die ganze neue Technik überhaupt erregen Kannegiesers Gemüt.

Typisch Frau – immer befehlen!
Auch das Navigationsgerät im Auto. „Typisch Frau, immer in Befehlsform“, wettert er gegen die elektronische Stimme, die ihm den Weg weist. Wellness-Wochenenden und Urlaub mag er sowieso nicht, weil dort Gefahren lauern. „Zu esse krischte net, was de gewont bisch.“ Zaunkönig süß-sauer und roher Fisch sind ihm suspekt. Aber immerhin weiß er jetzt, dass eine Sushi-Bar kein Table-Dance-Restaurant ist. „Und was könnscht alles schaffe, wenn de daheem wärsch!“

Er sinniert darüber, was alles typisch deutsch ist.  Über Regeln, Vorschriften, Schilder. Mit Ali am Stammtisch sei er inzwischen gut Freund, erzählt er. Ihn beneide er auch gar nicht um die 72 Jungfrauen, die ihn im Paradies erwarten. „Ich werde mit einer Frau nicht fertig“, gibt er freimütig zu. Tiefsinnig, hintergründig, urkomisch und mitunter philosophisch fördert er Zeitgeistiges und Denkwürdiges zutage. Dann muss er sich schnell umziehen, wobei Ferdinand Horcher und Wolfgang Höfer assistieren.  Denn zuhause im Pilsstübchen, da wartet auf ihn der ewige Frieden.

Text zum Foto:
Der Kabarettist Gerd Kannegieser gibt den Besuchern im Häberlen allerhand Zeitgeistiges und Denkwürdiges mit.